✦ Geschwisterstreit
Wie du als Elternteil Ruhe reinbringst, ohne ständig Schiedsrichter zu spielen
„Mamaaa, er hat mich gehauen!“ „Aber sie hat mich provoziert!“ Kaum vergeht ein Tag ohne Streit, Geschrei und Tränen zwischen Geschwistern. Für Eltern kann das unglaublich nervenaufreibend sein vor allem, wenn man gefühlt den ganzen Tag nur Konflikte moderiert. Doch Geschwisterstreit ist nicht nur normal, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Entscheidend ist, wie wir als Eltern damit umgehen, um aus Chaos und Lärm wertvolle Lernmomente zu machen.
Kurz trennen, Ruhe reinbringen
Statt mitten im Streit zu ermitteln, wer „angefangen“ hat, trenne die Kinder räumlich kurz voneinander. Ein paar Minuten Abstand senkt den Puls und macht ein Gespräch danach leichter.
Beispiel: Du sagst ruhig: „Ihr braucht jetzt beide eine kleine Pause. Danach sprechen wir.“
Gefühle benennen – für beide Seiten
Sprich laut aus, was du wahrnimmst: „Ich sehe, ihr seid beide wütend.“ Das hilft Kindern, ihre Emotionen zu erkennen und zu regulieren, anstatt nur zu reagieren.
Beispiel: „Du bist sauer, weil dein Turm kaputt ist. Und du wolltest auch bauen und hast dich geärgert.“
Konkrete Aufgabe geben
Gib den Kindern eine klare Handlung, die sie sofort tun können z. B. gemeinsam etwas aufräumen oder in getrennten Bereichen malen. So wird der Fokus vom Streit weg gelenkt.
Beispiel: „Du malst jetzt ein Bild von etwas, das dich gerade ärgert. Danach schauen wir es uns zusammen an.“
Wenn nichts hilft - Paradoxe Intervention:
„Das große Familien-Streit-Turnier“ Manchmal hilft Humor. Statt Streit zu verbieten, kündige ein „Streitturnier“ an mit Regeln: Jede*r darf sich 30 Sekunden lang beschweren, ohne zu unterbrechen. Wer am Ende am kreativsten schimpft (ohne Schimpfwörter), bekommt den „goldenen Meckerpokal“ (ein Fantasie-Preis). Das nimmt den Ernst raus und fördert Selbstregulation.
Hintergrundwissen – Warum streiten Geschwister?
- Soziale Lernarena: Kinder lernen hier, Konflikte zu verhandeln, Kompromisse zu schließen und eigene Grenzen zu setzen.
- Bindung & Rivalität: Geschwister sind oft gleichzeitig beste Freunde und härteste Konkurrenten um elterliche Aufmerksamkeit.
- Entwicklungsunterschiede: Unterschiedliche Altersstufen bedeuten auch unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten – das sorgt automatisch für Reibung.
- Stress & Müdigkeit: Oft eskaliert Streit schneller, wenn Kinder hungrig, müde oder überreizt sind.
Selbstregulation für Geschwister-Kinder:
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3. Juli 2025
von Lena A. Richter (Autor)
Selbstreflexion & Eltern-Coaching-Impuls
Frage dich:
- Warum triggert mich der Streit so sehr?
- War es in meiner Kindheit „verboten“, Konflikte zu haben?
- Reagiere ich schneller genervt, wenn ich selbst gestresst bin?
Mini-SOS für dich: Atme tief durch, trinke einen Schluck Wasser, sag laut: „Ich bin ruhig.“ Erst dann einschreiten.
Sechs langfristige Alltagstipps

1. Rituale schaffen
Gemeinsame Spielzeiten und klare Pausenstrukturen reduzieren Konflikte.

2. Individuelle Zeit geben
Jedes Kind bekommt täglich exklusive Aufmerksamkeit.

3. Gleichbehandlung bewusst gestalten
Unterschiedlich behandeln, aber gerecht.

4. Kooperationsspiele einbauen
Spiele, bei denen sie nur zusammen gewinnen können.

5. Emotionstraining
Mit Büchern oder Karten Gefühle benennen üben.

6. Ruhig bleiben üben
Auch du bist Vorbild in Konfliktsituationen.
Was anderen Eltern geholfen hat
„Früher habe ich sofort Partei ergriffen. Heute höre ich beiden kurz zu, bevor ich etwas sage. Das hat den Streitpegel bei uns deutlich gesenkt.“ – Mutter von zwei Kindern (6 & 9 Jahre)
- Weniger „bitte bitte“ – mehr klare Führung
- Rituale, um typische Stressmomente zu entschärfen (z. B. Morgen-Checkliste)
- Sich in Akutsituationen selbst beruhigen (Hand auf Brust, leise zählen)
- Audio-Reminder: „Ich bin die Ruhe in Person.“
Warnsignale – Wann du Hilfe holen solltest
- Ein Kind wird regelmäßig körperlich verletzt
- Streit eskaliert fast immer extrem
- Ein Kind zieht sich komplett zurück oder wirkt ängstlich
- Du fühlst dich dauerhaft überfordert
Unterstützung für Mama & Papa
➤ Lies auch: Mein Kind hört nicht – was kann ich tun?
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Fazit
Geschwisterstreit lässt sich nicht komplett verhindern und das ist auch gut so. Es ist eine wertvolle Chance für soziales Lernen, wenn wir als Eltern die richtigen Impulse setzen. Du musst nicht immer Schiedsrichter spielen. Manchmal reicht es, Raum zu geben, Sicherheit zu bieten und danach gemeinsam Lösungen zu finden.
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