✦ Alltagskämpfe
Dein Kind wehrt sich heftig gegen das Zähneputzen?
Du stehst mit der Zahnbürste da und dein Kind schreit, windet sich oder läuft weg? Bevor du in den Machtkampf gehst:
Die Zahnbürste wird zur Spielfigur
Verwandle die Zahnbürste in ein kleines Wesen mit Stimme: z. B. „Hallo, ich bin Bürsti! Darf ich heute in deinen Mund rutschen und tanzen?“ So wird das Putzen zu einem kleinen Rollenspiel ohne Druck, mit Humor.
Zähneputz-Routine mit Auswahlmoment
Gib deinem Kind eine Wahl: „Möchtest du heute die rote oder die blaue Zahnbürste nehmen?“ Oder: „Fangen wir oben oder unten an?“ Kinder verweigern oft, wenn sie sich ausgeliefert fühlen durch kleine Entscheidungen steigt ihre Kooperationsbereitschaft.
Putzen mit Lieblingsmusik und Mini-Tanz
Spiele einen kurzen, lustigen Zähneputz-Song (z. B. „Zahnputz-Helden“) oder eure Lieblingsmusik. Währenddessen darf sich das Kind mit den Füßen bewegen oder wie ein Roboter mitputzen. Der Fokus verlagert sich vom Widerstand auf das Hörerlebnis.
Extra-Tipp:
Achte auf Körpersprache: Wenn dein Kind gestresst ist, hilft manchmal zuerst eine Umarmung und danach ein fröhlicher Neustart.
Wichtig: Kein Festhalten, kein Zwang, lieber spielerische Umleitung und Beziehung.
Warum hassen Kinder das Zähneputzen?
- Sensorische Überforderung: Geschmack, Gefühl, Druck = zu viel.
- Autonomiebestrebung: Zähneputzen ist ein perfekter Ort, um „Nein!“ zu sagen.
- Unangenehme Erfahrungen: Zahnarztbesuch, Reaktion der Eltern, Druck.
- Ablauf zu hektisch oder langweilig: Kinder spüren Unruhe oder verlieren Interesse.
- Unklarer Rahmen: Wer führt? Wie lange? Warum?
Hilf dem Löwen Zähne putzen!
(Pappbilderbuch) (Zoo-Reihe), von Sophie Schoenwald (Autor), Günther Jakobs (Illustrator), 2020
Wie du den Zahnputz-Stress entschärfen kannst

1. Starte früh mit Gewöhnung
Schon beim Baby: Zahnbürste als Spielzeug, sanft über das Zahnfleisch streichen.

2. Mach es zum Spiel
Tier-Zahnarzt spielen, Zahnmonster jagen, mit Spiegel reden Fantasie hilft mehr als Druck.

3. Erklär altersgerecht den Sinn
Kurz und ehrlich: „Sonst kriegen die Zähne Löcher und das tut weh.“

4. Zähneputzen als Ritual einbauen
Immer zur gleichen Zeit, immer gleich – kein Diskussionsfeld, sondern Gewohnheit.

5. Eltern als Vorbild
Putzt ihr gemeinsam? Dein Kind sieht: Auch Mama & Papa machen das täglich.

6. Wenn’s gar nicht geht – verschieben, nicht erzwingen
Manchmal hilft es, 10 Minuten zu warten oder vor dem Schlafanzugputzen zu putzen.
Was anderen Eltern geholfen hat
- Puppen & Kuscheltiere „Zähne putzen lassen“
- Zahnputz-Bücher (z. B. Conni beim Zahnarzt)
- Belohnungssysteme mit Aufklebern (aber sparsam einsetzen)
- Zahnputzpatenschaften mit Geschwistern oder Eltern
⚠️ Warnsignale – Wann du Hilfe holen solltest
- Wenn dein Kind dauerhaft extrem ablehnt oder Angst zeigt
- Wenn Zähneputzen zu einem dauerhaften Beziehungskonflikt wird
- Wenn medizinische Auffälligkeiten bestehen (z. B. empfindliches Zahnfleisch, orale Abwehr)
→ Kinderzahnärzt:innen oder entwicklungspsychologische Beratung können entlasten.
Unterstützung für Mama & Papa
➤ Lies auch: Mein Kind hört nicht – was kann ich tun?
Du bist nicht allein. Viele Eltern erleben diesen Frust. Wichtig ist: Du darfst Fehler machen – aber du kannst jeden Tag neu ruhig und klar reagieren. Achte auch auf deine eigenen Grenzen, Routinen und Pausen.
Fazit
Zähneputzen muss kein Drama bleiben. Mit Ruhe, Kreativität und einem klaren Rahmen kann dein Kind lernen, diesen Schritt mitzumachen ohne Zwang, aber mit liebevoller Konsequenz.
📚 Buchempfehlung nochmal als Reminder: Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen: (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast) von Philippa Perry (Autor) 2021