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FAmilienalltag

Wenn alte Wunden aufbrechen – Trauma und Trigger im Alltag bei Pflegekindern

✦ Pflege- & Adoptivkinder

So fühlt es sich bei euch gerade an

Manchmal genügt ein kleiner Moment und alles kippt.
Dein Pflege- oder Adoptivkind spielt ruhig, lacht vielleicht sogar – und plötzlich bricht es in Tränen aus oder schreit dich an, als wäre etwas Schlimmes passiert. Du bist überrascht, verletzt, vielleicht auch ratlos.

Solche Reaktionen haben oft nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun. Sie entstehen, wenn alte Wunden unbewusst wieder aufbrechen – durch Trigger, also Erinnerungsreize, die den Körper deines Kindes an frühere bedrohliche Situationen erinnern.

Das kann ein Geruch sein, eine Stimme, ein bestimmtes Geräusch oder eine Geste. Der Körper reagiert dann so, als wäre die Gefahr real – obwohl sie längst vorbei ist. Das Nervensystem springt in Alarmbereitschaft, und dein Kind kann sich nicht mehr steuern. Es flüchtet, friert ein oder kämpft.

Trauma im Alltag bedeutet also nicht, dass das Kind ständig an Vergangenes denkt, sondern dass sein Körper noch nicht gelernt hat, dass es heute sicher ist.
Du kannst diesen Prozess nicht erzwingen, aber du kannst helfen, dass sich Sicherheit langsam wieder verankert – durch Ruhe, Vorhersagbarkeit und echte emotionale Präsenz.

Wenn du beginnst, Trigger nicht als „Überreaktion“, sondern als Erinnerung an Schmerz zu verstehen, verändert sich alles: Du siehst nicht mehr das Verhalten, sondern das verletzte Bedürfnis dahinter.

Wenn dein Kind plötzlich überreagiert - 3 Akutinterventionen

Anhalten statt analysieren

Wenn dein Kind schreit oder einfriert halte den Moment an. Kein Reden kein Erklären. Sag ruhig „Ich sehe dass es dir gerade schwer fällt ich bin bei dir“ Die wichtigste Botschaft ist Sicherheit nicht Verständnis.

Körper in Sicherheit bringen

Traumatische Trigger lösen körperliche Alarmzustände aus. Leite den Fokus auf den Körper: „Spür mal deine Füße auf dem Boden“ oder „Drück meine Hand“ Diese Bodenkontakt-Übungen helfen das Nervensystem zu stabilisieren.

Wiederholung beruhigt

Wiederhole beruhigende Sätze leise und gleichmäßig. Beispiel: „Du bist hier und du bist sicher“ Wiederholung signalisiert dem Gehirn dass jetzt keine Gefahr mehr besteht.

Paradoxe Intervention – Sag nicht „Das ist vorbei“

Auch wenn du weißt dass der Auslöser längst Vergangenheit ist, vermeide diesen Satz. Für dein Kind fühlt sich das Geschehen real an. Sag stattdessen: „Dein Körper erinnert sich an etwas das wehgetan hat aber du bist jetzt nicht allein“ Das anerkennt das Gefühl ohne das Kind in Scham oder Abwehr zu bringen.

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Warum das funktioniert

Das kindliche Gehirn speichert traumatische Erfahrungen nicht als Geschichte sondern als Körpererinnerung. Der Auslöser aktiviert dieselbe Stressreaktion wie damals. Durch ruhige Präsenz, Körperorientierung und wiederkehrende Sicherheitssignale kann das Nervensystem lernen dass Gegenwart und Vergangenheit nicht dasselbe sind.
Heilung beginnt in Beziehung nicht in Erklärung.

So wird’s im Alltag leichter

1. Trigger erkennen statt verurteilen

1. Trigger erkennen statt verurteilen

Beobachte Situationen, in denen dein Kind überreagiert. Schreib dir auf, wann und wodurch die Reaktionen entstehen. Verstehen ist der erste Schritt zu Veränderung.

2. Routinen geben Halt

2. Routinen geben Halt

Wiederkehrende Abläufe schaffen Orientierung. Halte möglichst feste Tageszeiten ein, besonders für Aufstehen, Essen und Schlafen. Sicherheit entsteht aus Vorhersehbarkeit.

3. Weniger reden mehr spüren

3. Weniger reden mehr spüren

In Stressmomenten helfen Worte selten. Atme ruhig, bleib körperlich präsent und vermeide Erklärungen. Dein ruhiges Nervensystem ist die stärkste Beruhigung.

Wichtig
4. Nachbesprechen wenn Ruhe da ist

4. Nachbesprechen wenn Ruhe da ist

Sprich erst über den Vorfall, wenn dein Kind entspannt ist. Frag: „Was hat dir geholfen dass es besser wurde?“ So lernt dein Kind, eigene Bewältigungsstrategien zu erkennen.

Was anderen Eltern geholfen hat

„Früher wollte ich sofort trösten und reden. Heute bleibe ich einfach still da. Das verändert alles.“
– Pflege-Mama Andrea

Wann du genauer hinschauen solltest

  • dein Kind zeigt starke Angstreaktionen oder Flashbacks

  • es hat Schlafstörungen oder Panik vor bestimmten Personen

  • es kommt zu Selbstverletzung oder körperlichen Symptomen

Dann ist fachliche Hilfe wichtig. Traumatherapie oder Bindungsorientierte Beratung können den Heilungsprozess nachhaltig unterstützen.

Fazit – Du bist nicht allein!

Traumatische Erinnerungen sind keine Zeichen von Undankbarkeit oder „schlechtem Verhalten“. Sie sind Überlebensstrategien eines verletzten Systems. Deine Aufgabe ist nicht das Trauma zu heilen sondern Sicherheit zu halten bis Heilung möglich wird.

Pflegeeltern verstehen und begleiten

Zusammenfassend

Kernaussagen

→ Trigger sind keine Trotzreaktionen, sondern Erinnerungen an alte Erfahrungen.
→ Pflegekinder brauchen Sicherheit und Halt, wenn alte Gefühle hochkommen.
→ Ruhe, Struktur und Beziehung sind die stärksten Gegenmittel gegen Überforderung.

5 Praxis-Tipps

• Beobachte dein Kind genau, bevor du reagierst – erkenne Auslöser früh.
• Halte Routinen ein, sie geben Stabilität in unsicheren Momenten.
• Sprich ruhig und klar, vermeide laute Korrekturen oder schnelle Nähe.
• Biete nach einem Trigger-Ereignis Sicherheit durch Körpernähe oder Rückzugsraum.
• Hol dir professionelle Unterstützung, wenn Trigger häufig oder stark auftreten.

3 Do’s für Eltern

✓ Bleib ruhig, auch wenn dich das Verhalten triggert.
✓ Sprich über Gefühle, nicht über Schuld.
✓ Schaffe eine Atmosphäre, in der Fehler erlaubt sind.

2 Warnsignale

⚠️ Dein Kind reagiert plötzlich mit Rückzug, Erstarrung oder Wutausbrüchen.
⚠️ Du selbst fühlst dich überfordert oder emotional mitgetriggert.

✦ Soforthilfe für stressige Momente

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